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Berlin-Brandenburger Adventspaddeln 2003 am 6. und 7. DezemberStatus: Entwurf Bericht: Marian | Bilder: Anita, Seb, Kristian Gegen 8.30 Uhr riss der Himmel auf und zeigte uns bei klarer Sicht, wie weit das flache Brandenburger Land wirklich ist. Noch beim Frühstück hatten Regenschauer gegen das Küchenfenster geprasselt, später wurde es jedoch trocken und heiter. Nur Wind und Böen blieben weiterhin stürmisch und bestätigten unseren Entschluss vom Vortrag, die Tour umgekehrt zu fahren, um so den Wind im Rücken zu haben. Wie immer auf solchen Touren mit größerer Teilnehmerzahl gab es kleine Abweichungen vom Zeitplan: Paul hatte den Zug um ein paar Minuten verpasst und kam eine Stunde später, Dörte, Cornelia und Marian waren ebenfalls viel länger als geplant von Potsdam nach Rathenow unterwegs. Die pünktlichen Kristian, Daniel, Seb, Andrea und Jan waren jedoch nicht unclever und hatten schon einen wunderbaren Aufbauplatz bei den Rathenower Wassersportlern organisiert, wo Dörte, Cornelia und ich wenig später ebenfalls eintrafen. Von hier war ich im März zusammen mit Paul, Volker und Carsten havelabwärts gestartet, nun ging es also flussaufwärts.
Aufbauen, Anita (mit aufgebautem Boot angereist) und Paul (durch Kristian vom Bahnhof abgeholt) begrüßen, von Gisela den warmen Schlafsack empfangen, dann gings auch schon um ca. 11.30 Uhr los. Der Wind war weiterhin kräftig, blies aber die meiste Zeit von hinten. Die Havel hat im Bereich flussaufwärts von Rathenow auch kaum Strömung, so dass wir gemütlich vom Wind und wenigen Paddelschlägen getrieben in Richtung Milow paddeln konnten. Vorbei
an Schrebergärten und teilweise verfallenen Industrieanlagen ging
die Fahrt, dann wurde es zunehmend ländlicher. Einen Havel-Altarm
nutzten wir, um ein wenig Kleinflussatmosphäre zu schnuppern, dann
ging es weiter. Die jungen Männer Paul und Jan waren
im E65 und Nautiraid (...) meist weit voraus, dann folgten im Mittelfeld
Dörte und Andrea im RZ85 und Seb im KS75. Den ehrwürdigen Abschluß
bildeten Anita allein im trotzdem perfekt getrimmten RZ85, Daniel und
Kristian im feuerwehrroten, sicherheitsbewussten Feuerwehrmann-Aerius
sowie Marian und Cornelia im unauffälligen Aerius ganz ohne Schleifchen
und Tüll. Milow war trotzdem schnell erreicht. Dort gibt es seit ca. einem Jahr
einen wunderschönen Wasserwanderer-Rastplatz am Ufer der Stremme.
Mit einer Gruppe von 10 Personen erschien uns dieser besser als ein eigener
Zeltplatz im Naturpark Havelland. Und wir wurden nicht enttäuscht:
man kam trockenen Fußes an Land, die Boote konnten auf einem eigenen
Bootslager trocknen, es gab ein Plumpsklo und etwas unebene Plätze
fürs Zelt, außerdem zwei Sitzgruppen mit Bronx-artiger Feuertonne
und Halbrost drüber sowie einen Feuerholzschober. Gegen den Wind wurden zwei Tarps gespannt und dahinter ein Feuer entfacht
(dessen Rauch uns prompt sehr praktisch die Lektion Verwirbelungen
starker Luftströme beim Passieren von Hindernissen und Windschutztarps
lehrte). Das Holz wurde trockener, der Rauch weniger, der Abend dunkler,
die ersten Liter Glühwein flossen (hat eigentlich jemand mitgezählt?)
und es wurde fleißig gekocht und gegessen, bei den konkurrierenden
Kochteams Knoblauch geschnorrt und gegenseitig probiert, erzählt
und getrunken. Die Kochgruppe Cornelia-Paul-Marian musste zwischenzeitlich die völlig überfüllten Bäuche auf einen Spaziergang durchs Dorf ausführen und besichtigte u.a. die zu einem Geldtempel (Sparkasse) umgebaute Kirche, die Gerüche der Dorfjugend auf dem Weg zur Party und die andere noch praktizierende Fachwerk-Kirche. Milow ist schon einen oder zwei Besuche wert. Zurück am Bronx-Lagerfeuer war die Glühweinparty schon im vollen Gang. Selbst Jan, der die Folgen der vortägigen Party zwischendurch ausschlafen musste, wurde wieder geweckt und machte fleißig mit. Dörtes Tee- und Glühweinkessel bewährte sich Liter für Liter auf dem Kochrost, ebenfalls Pauls Baumwollhemd, das die versammelten Kunstfaserkleiderschränke davor bewahrte, beim Kontakt mit dem heißen Teekesselgriff zu schmelzen. Gegen 23 Uhr war dann aber schon wieder Schlafenszeit. Leider war es mit ca. minus 5-6°C nicht ganz so kalt wie im letzten Jahr, so dass wir am nächsten Morgen mit außen teilweise feuchten Schlafsäcken aufwachten (im letzten Jahr war alles schön gefroren). Selbst die Wassersäcke waren nicht komplett durchgefroren so dass die diesjährige Adventspaddelei eindeutig als Warmduschertour in die Geschichte eingehen wird.
Dazu trug auch Kristian bei, der sich erdreistete, bei der nahen Jugendherberge 20 frische, ofenwarme Brötchen zu holen. So eine Frechheit! (Mit der JH-Wirtin hatte ich am Vortag noch wegen des Biwakplatzes telefoniert: ich konnte sie nur mit Mühe davon abhalten, uns in der Herberge übernachten oder am nächsten Morgen dort frühstücken zu lassen.)
Zum Glück hatte wenigstens die Stremme ein Erbarmen und präsentierte uns eine leichte Eisdecke direkt vor dem Biwakplatz. Auch die Außenzelte waren mit einer stattlichen Rauhreifschicht bedeckt. Nach
einem ausgiebigen Frühstück und dem Füllen der diversen
Thermoskannen ging es ans leidige Einpacken, Neoprensocken beim Aufwärmen
am Feuer verbrennen und Boote packen. Kurz vor Pritzerbe galt es noch ein Wehr mit Hilfe einer handbetriebenen Schleuse zu überwinden, dann gab es noch einen Havel-Leckerbissen: Auen- und Schilflandschaft der schönsten Sorte!
Die Weite dieser amphibischen Landschaft hatte ich schon im März auf der überfluteten Unterhavel lieben gelernt, hier traf ich sie auf einem kurzen, aber wunderschönen Abschnitt wieder. Die Sonne hatte eh schon den ganzen Tag lang mit ihrem tiefen Stand sehr warme, satte Farben geschaffen; hier war es noch einmal besser: das tiefblaue Wasser, das warmgelbe, trockene Schilf, die Bäume in warmen Brauntönen. Und diese Stille!
Viel zu schnell kam Pritzerbe näher, wir paddelten an der Seilfähre
vorbei und suchten einen Platz zum Ausbooten. Leute, es war wunderschön und hat richtig Spaß gemacht mit
Euch!
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marian@faltboot.de, 14.12.2003 |