marian gunkel
privat
                                                

 
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Rund Hiddensee - eine Wochenendtour


Facts


Teilnehmer: Carsten Dewitt, Paul S. Koch, Marian Gunkel
Boote: 2 Pouch E65 (45 bzw. 35 Jahre alt), 1 Necky Looksha IV (1 Jahr alt)
Route: Barhöft - Gellen - Westküste Hiddensee - Bessin - Schaprode (Übernachtung) - Barhöft (ca. 50 km)
Wetter: perfekt! Sonne, 23°C, 2-3 Bf. E -NE


Allgemeine Tips

Anreise:
Bahn: 1. bis Stralsund bzw. Stralsund-Rügendamm (ab dort paddeln auf dem Strelasund) 2. bis Bergen/Rügen, dort in den Bus nach Schaprode. Über Busverbindungen nach Ummanz wissen wir nichts genaues.
Auto: siehe Bahn: 1. nach Stralsund, ab dort per Kajak nach Hiddensee; 2. ab Barhöft (NW von Stralsund), 3. ab Ummanz oder Schaprode auf Rügen

Paddeln:
Sicherheitsmaßnahmen wie auf jeder Salzwassertour. Gerade an der Westküste Hiddensees kann das Wetter schnell umschlagen, außer im nördlichen Bereich der Insel kann man aber überall gefahrlos anlanden. Die Tour kann auch abgekürzt werden, indem in Neuendorf oder Vitte auf die andere Inselseite umgetragen wird (zwischen 400m und 1km). Im Bereich der Bodden sollte man sich genau an die Angaben der Seekarte halten oder gleich die Fahrrinnen benutzen, hier ist mit Wassertiefen zwischen 10cm und 1m zu rechnen. Hiddensee gehört zum Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft, entsprechende Landungs- und Befahrungsverbote existieren (siehe Seekarte).

Informationen:

Wetterdaten Vitte, Wetter, Seewetter,Badewasserqualität etc. auf Hiddensee

Ansprechpartner: Marian Gunkel, Carsten Dewitt

 

Die Tour: "Wo die Möwen stehen da isses flach"!

Die Nacht war kurz: wir hatten auf ein Zelt verzichtet, so daß uns die Mücken malträtierten, die Aufregung trug ebenfalls zum Schlafmangel bei. Nach 5 Stunden standen wir um 6.30 Uhr auf, frühstückten mit einem phantastischen Blick auf den glitzernden, fast spiegelglatten Bodden und paddelten um 8.30 Uhr los, um Hiddensee im Uhrzeigersinn zu umrunden.

Am Abend zuvor waren wir nach einer langen Autofahrt von Berlin nach Barhöft gegen 23 Uhr am Meer angekommen und hatten zunächst nach einem Zugang zum Bodden gesucht. Leider gab es außer dem Barhöfter Hafen nur Schilf und Steilküste, so dass wir beschlossen, das Auto auf einem Parkplatz 2 km vor Barhöft zu lassen, die Boote aufzubauen und mit Sack und Pack zu dem kleinen Strand zu marschieren, der sich rechts vom Barhöfter Hafen befand. Zum Schlafen blieb da nicht mehr viel Zeit...

WARM!!!Schon morgens war es viel zu warm, auch auf dem Wasser kühlte es nur wenig ab. Zum Glück hatte ich den Trockenanzug zu Hause gelassen und trug nur einen Neo-Long John und einen Südwester als Sonnenschutz, alles andere hätte als Hitzeschlag geendet. Carsten war mit seinem geliebten Neuseeland-Hut und einen kurzen Neo bekleidet, Paul nur mit T-Shirt und Shorts (für dieses Wetter okay, für schlechtere Bedingungen sicher zu wenig).

Wir näherten uns langsam dem Gebiet, in dem sich der Gellen, die Südspitze Hiddensees, und Bock, eine der Küste vorgelagerte Insel und Ausläufer des Darßes, treffen. Links und rechts der Fahrrinne war es bemerkenswert flach, so dass wir uns ebenfalls an die Fahrrinne hielten. Die Nordküste von Bock war eindrucksvoll: menschenleer, Sandstrand mit leichter Steilküste, Ginster, Kiefern, Gras.
Der Gellen ist an seiner Südspitze absolut flach, mit Heidevegetation auf Sandboden. Später tauchten auch Kiefern auf. Es war faszinierend, von einem offensichtlichen Brackwassergebiet (ich sage nur Schilf) in ein eher maritimes Gewässer zu paddeln. Auf einmal sahen wir auch das offene Meer, nur von einigen leichten Wellen gekräuselt, mit vielen Segelyachten und kleineren Motorbooten.

Apropos Motorboote: an diesem Wochenende waren für meinen Geschmack einfach zu viele in dieser schmalen Fahrrinne unterwegs, das einzig Gute waren ihre Wellen, auf denen man wunderbar surfen konnte. Auch später sahen wir viele am Strand ankern, ihre Besatzungen aalten sich am Strand (immerhin Nationalpark und Schutzzonen 1 bzw. 2!).

Nach ca. 10km beschlossen wir, die erste Pause zu machen. Ein paar Snickers, Obst, Pinkelpause, dann ging's weiter. Das Meer war weiterhin sehr ruhig, wir hatten leichten Rückenwind, die Sonne brannte. Es war so warm, dass wir zwischendurch die Lenzpumpen für ein paar Salzwasserduschen zweckentfremden mussten. Hinter Neuendorf beschlossen wir erneut eine Pause, in der wir Brot, Käse, Geleebananen und Obst aßen und das (wunderschöne) Hinterland erkundeten. Paul & Carsten relaxen im Windschatten des SteilufersMittlerweile hatte der Wind auf Bf. 3 aufgefrischt und kam nun eher aus E bis NE, stand also leicht gegen uns. Bis Kloster paddelten wir mit gesenkten Köpfen, das dortige Steilufer nahm dem Wind seine Schärfe.

Am DornbuschDie Landschaft hier sah ganz und gar nicht nach Ostsee aus, eher nach Griechenland bzw. Türkei. Dazu passte auch die gleißende Sonne. Langsam nahmen auch die Wellen zu, erste brechende Wellenkämme tauchten auf. Wir hatten riesigen Spaß, in den Wellen zu surfen, die aus N kamen, später aus NE. Nach und nach rundeten wir die Hucke, den Signalmasthuk und den Toten Kerl. Am Ufer wechselte Steilküste und Felsufer mit kleineren Sandstränden ab, das Wasser war extrem klar und man konnte bis zum Grund sehen. Zwischen Totem Kerl und Enddorn pausierten wir ein weiteres Mal, um uns für die bevorstehende Surferei zwischen Bug und Neubessin zu rüsten. Ursprünglich wollten wir nur bis zum Bug paddeln und dort übernachten, beschlossen dann aber, noch weiterzupaddeln.

Der Bug, eine Rüganer Halbinsel, ist im übrigen militärisches Sperrgebiet und zum Teil Schutzzone 1. Wie uns aber berichtet wurde, kann man im nördlichen Teil wunderbar hinter den Dünen im Wald biwakieren.

Die Kondition sah bei allen nach 25km gut aus, außerdem wollten wir am Sonntag möglichst früh wieder zurück sein. So surften wir in schönen langen Wellen aus NE den ganzen Neubessin lang, immer in Sicht zum Leuchtturm Dornbusch. Die Hahnentiefschaar war trockengefallen. Diese große, flache, von hunderten Vögeln besetzte Landfläche sah surreal aus, als wir im Abstand von 20 m am Ufer vorbeipaddelten.

Im Bodden mussten wir uns wieder stark an die Fahrrinne halten, es gab unglaublich viele flache Stellen. Leider fanden wir im Schaproder Bodden keinen geeigneten Biwakplatz, so dass wir bis zum Schaproder Zeltplatz paddelten. Die letzten zwei Kilometer waren unglaublich anstrengend: schon 33 km in den Knochen und Muskeln, mußten wir gegen einen scharfen Gegenwind ankämpfen. Endlich landeten wir am Rüganer Ufer an. Zunächst wurden Spaghetti gekocht und gegessen, diese mit einem guten Bordeaux gespült und anschließend noch mit Whisky begossen. Das Schaproder Hafenfest konnten wir nur noch müde genießen und fielen um 23 Uhr in die Schlafsäcke.

Sonntagmorgen wachten wir erst um 8.30 Uhr auf, wir hatten tief und fest geschlafen. Noch ein langer Schwatz mit einem Feathercraft-Paddler, der (Neid!) schon 2 Wochen auf Peene und Ostsee unterwegs war und noch bis zum Darß oder Rostock wollte, dann paddelten wir um 11 Uhr los. Der stetige NE-Wind schob uns schnell Richtung Barhöft. Marian happy

Leider machten wir eine folgenschwere Entscheidung: statt in der Fahrrinne einen Umweg zu fahren, entschlossen wir uns für die direttissima und setzten bald auf dem (klar in der Karte erkennbaren) 20 cm flachen Boden auf. Nach 2-3 km Marsch im flachen Wasser vor Gellen kamen wir endlich wieder in die Fahrrinne nach Barhöft.
Das letzte Stück bis Barhöft nutzten wir nochmals für das Ausprobieren der Pumpen und zum Surfen, dann waren wir auch schon wieder am Barhöfter Strand.

Schnell die Boote zusammengepackt und ins Auto geworfen, dann ging es wieder nach Berlin zurück. Mit einem Besuch beim Mexikaner endete eine wunderbare Wochenendtour. Eine Winterumrundung Rügens ist schon fast beschlossene Sache.

Fazit: bei guten Bedingungen, guter Kondition und frühem Aufstehen ist eine Circumnavigation Hiddensees (ca. 50 km) ohne weiteres machbar.

 

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marian@faltboot.de, 28.01.2000