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Rund Hiddensee - eine Wochenendtour
Die Tour: "Wo die Möwen stehen da isses flach"! Die Nacht war kurz: wir hatten auf ein Zelt verzichtet, so daß uns die Mücken malträtierten, die Aufregung trug ebenfalls zum Schlafmangel bei. Nach 5 Stunden standen wir um 6.30 Uhr auf, frühstückten mit einem phantastischen Blick auf den glitzernden, fast spiegelglatten Bodden und paddelten um 8.30 Uhr los, um Hiddensee im Uhrzeigersinn zu umrunden. Am Abend zuvor waren wir nach einer langen Autofahrt von Berlin nach Barhöft gegen 23 Uhr am Meer angekommen und hatten zunächst nach einem Zugang zum Bodden gesucht. Leider gab es außer dem Barhöfter Hafen nur Schilf und Steilküste, so dass wir beschlossen, das Auto auf einem Parkplatz 2 km vor Barhöft zu lassen, die Boote aufzubauen und mit Sack und Pack zu dem kleinen Strand zu marschieren, der sich rechts vom Barhöfter Hafen befand. Zum Schlafen blieb da nicht mehr viel Zeit... Schon morgens war es viel zu warm, auch auf dem Wasser kühlte es nur wenig ab. Zum Glück hatte ich den Trockenanzug zu Hause gelassen und trug nur einen Neo-Long John und einen Südwester als Sonnenschutz, alles andere hätte als Hitzeschlag geendet. Carsten war mit seinem geliebten Neuseeland-Hut und einen kurzen Neo bekleidet, Paul nur mit T-Shirt und Shorts (für dieses Wetter okay, für schlechtere Bedingungen sicher zu wenig). Wir näherten
uns langsam dem Gebiet, in dem sich der Gellen, die Südspitze Hiddensees,
und Bock, eine der Küste vorgelagerte Insel und Ausläufer des
Darßes, treffen. Links und rechts der Fahrrinne war es bemerkenswert
flach, so dass wir uns ebenfalls an die Fahrrinne hielten. Die Nordküste
von Bock war eindrucksvoll: menschenleer, Sandstrand mit leichter Steilküste,
Ginster, Kiefern, Gras. Apropos Motorboote: an diesem Wochenende waren für meinen Geschmack einfach zu viele in dieser schmalen Fahrrinne unterwegs, das einzig Gute waren ihre Wellen, auf denen man wunderbar surfen konnte. Auch später sahen wir viele am Strand ankern, ihre Besatzungen aalten sich am Strand (immerhin Nationalpark und Schutzzonen 1 bzw. 2!). Nach ca. 10km beschlossen wir, die erste Pause zu machen. Ein paar Snickers, Obst, Pinkelpause, dann ging's weiter. Das Meer war weiterhin sehr ruhig, wir hatten leichten Rückenwind, die Sonne brannte. Es war so warm, dass wir zwischendurch die Lenzpumpen für ein paar Salzwasserduschen zweckentfremden mussten. Hinter Neuendorf beschlossen wir erneut eine Pause, in der wir Brot, Käse, Geleebananen und Obst aßen und das (wunderschöne) Hinterland erkundeten. Mittlerweile hatte der Wind auf Bf. 3 aufgefrischt und kam nun eher aus E bis NE, stand also leicht gegen uns. Bis Kloster paddelten wir mit gesenkten Köpfen, das dortige Steilufer nahm dem Wind seine Schärfe. Die Landschaft hier sah ganz und gar nicht nach Ostsee aus, eher nach Griechenland bzw. Türkei. Dazu passte auch die gleißende Sonne. Langsam nahmen auch die Wellen zu, erste brechende Wellenkämme tauchten auf. Wir hatten riesigen Spaß, in den Wellen zu surfen, die aus N kamen, später aus NE. Nach und nach rundeten wir die Hucke, den Signalmasthuk und den Toten Kerl. Am Ufer wechselte Steilküste und Felsufer mit kleineren Sandstränden ab, das Wasser war extrem klar und man konnte bis zum Grund sehen. Zwischen Totem Kerl und Enddorn pausierten wir ein weiteres Mal, um uns für die bevorstehende Surferei zwischen Bug und Neubessin zu rüsten. Ursprünglich wollten wir nur bis zum Bug paddeln und dort übernachten, beschlossen dann aber, noch weiterzupaddeln. Der Bug, eine Rüganer Halbinsel, ist im übrigen militärisches Sperrgebiet und zum Teil Schutzzone 1. Wie uns aber berichtet wurde, kann man im nördlichen Teil wunderbar hinter den Dünen im Wald biwakieren. Die Kondition sah bei allen nach 25km gut aus, außerdem wollten wir am Sonntag möglichst früh wieder zurück sein. So surften wir in schönen langen Wellen aus NE den ganzen Neubessin lang, immer in Sicht zum Leuchtturm Dornbusch. Die Hahnentiefschaar war trockengefallen. Diese große, flache, von hunderten Vögeln besetzte Landfläche sah surreal aus, als wir im Abstand von 20 m am Ufer vorbeipaddelten. Im Bodden mussten wir uns wieder stark an die Fahrrinne halten, es gab unglaublich viele flache Stellen. Leider fanden wir im Schaproder Bodden keinen geeigneten Biwakplatz, so dass wir bis zum Schaproder Zeltplatz paddelten. Die letzten zwei Kilometer waren unglaublich anstrengend: schon 33 km in den Knochen und Muskeln, mußten wir gegen einen scharfen Gegenwind ankämpfen. Endlich landeten wir am Rüganer Ufer an. Zunächst wurden Spaghetti gekocht und gegessen, diese mit einem guten Bordeaux gespült und anschließend noch mit Whisky begossen. Das Schaproder Hafenfest konnten wir nur noch müde genießen und fielen um 23 Uhr in die Schlafsäcke. Sonntagmorgen
wachten wir erst um 8.30 Uhr auf, wir hatten tief und fest geschlafen.
Noch ein langer Schwatz mit einem Feathercraft-Paddler, der (Neid!) schon
2 Wochen auf Peene und Ostsee unterwegs war und noch bis zum Darß
oder Rostock wollte, dann paddelten wir um 11 Uhr los. Der stetige NE-Wind
schob uns schnell Richtung Barhöft. Schnell die Boote zusammengepackt und ins Auto geworfen, dann ging es wieder nach Berlin zurück. Mit einem Besuch beim Mexikaner endete eine wunderbare Wochenendtour. Eine Winterumrundung Rügens ist schon fast beschlossene Sache. Fazit: bei guten Bedingungen, guter Kondition und frühem Aufstehen ist eine Circumnavigation Hiddensees (ca. 50 km) ohne weiteres machbar. marian@faltboot.de, 28.01.2000 |