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Die Geschichte des Möll
Alles
begann mit einem nächtlichen Ausflug ins Netz. In einer Montagnacht schaute
ich noch schnell in die aktuelle Online-Ausgabe
der Berliner Kleinanzeigenzeitung "Zweite Hand", um diverse Rubriken
nach Schnäppchen zu durchforsten. Kurz geschlafen, morgens zum Kiosk gerannt und die Papierausgabe der Zweiten Hand mit der Telefonnummer gekauft, angerufen. Sch....! Nur ein Anrufbeantworter! Spruch draufgelassen (darin tauchten Wörter wie unbedingt, auf alle Fälle, muss haben auf), jede Stunde angerufen. Dann war es abends soweit: Kontakt! Thomas meinte, ich sei der erste Interessent, beschrieb den Zustand der Haut als sehr alt, wasserdurchlässig aber brauchbar, wollte 800 DM haben. Meine Frage, ob es sich um einen Eski handele, verneinte er (stellte sich später als ein Mißverständnis heraus), meinte jedoch, dass es ein sehr schmales, schnelles Boot sei, das schönste das er bisher gesehen und gepaddelt hätte. Gut, ich wollte es trotzdem sehen. Wir vereinbarten einen Termin, den Thomas aber nicht einhalten konnte. Eine Woche später war es soweit: ich konnte mir das Boot anschauen!
Das Boot Supergespannt fuhr ich mit Thomas in den Berliner Osten, wo er das Boot gelagert hatte. Als ich die schon ausgebreitete Haut sah, fiel mir ein Gebirge vom Herzen: ES WAR EIN ESKI!!! Lang, mit sehr schmalem Bug- und Heckteil, blauem Oberdeck (inklusive Gesa-Logo) und silbrig glänzender, steifer poröser Haut. Dann die Gerüstteile! Schmal, lang, z.T. winzige Teile und unendlich viele Details. Ganz anders, als ich es von Klepper, Pouch und Feathercraft kannte, in der Größe vielleicht nur mit Teilen des Pouch Falt-Eski's zu vergleichen. Wir bauten nur das Gerüst auf, damit ich in die kleinen Geheimnisse des Aufbaus und des Gerüsts eingeweiht werden konnte. Eine Augenweide! Sehr lang, sehr schmal, mit schönen geschwungenen Linien, z.T. ausgeklügelten, z.T. sehr einfachen Verbindungen zwischen den einzelnen Teilen, lag es auf dem Rasen. Nur ein kleines Holzstück war gebrochen, ansonsten war alles extrem gut erhalten. Dagegen sah die Haut traurig aus. Das blaue Baumwolloberdeck mit den Verstärkungen im Cockpit- sowie Bug und Heckbereich war zwar noch in gutem Zustand, das Gummi-Unterschiff war allerdings dem Tode nahe. An diversen Stellen extrem verhärtet, an den Biegestellen z.T. gebrochen, großflächig porös, war es nur noch als Ausstellungsstück zu gebrauchen. Nun, wegen der Haut konnte ich Thomas auf 700 DM herunterhandeln, die mir Rainer großzügig borgte (kurz vor einem Praktikum in Großbritannien stehend, war mein Konto noch mehr im Minus als sonst). Ausprobieren! Und dann war ich endlich zu Hause mit meinem Schatz. Es ließ sich viel leichter tragen als mein uralter KTW-Pouch E 65, auch die Längsteile waren mit ca. 1,50 m kürzer. Sicherlich konnte ich es gut in nur einem langen Packsack verstauen, wenn ich damit zukünftig auf Reisen ging... Meine Freude
konnte ich natürlich nicht für mich behalten, sondern mußte zunächst
viele e-mails und dem Faltbootforum schreiben, was ich denn nun für einen
Schatz erworben hatte.
Einige Fotos mußten natürlich auf dem Trockenen gemacht werden, damit ich bei meinem Meggie-Wochenendbesuch in Rostock auch grafisches vorweisen konnte. Probesitzen! Ganz schön eng, v.a. das Hinein- und Hinauskommen gestaltete sich schwierig (trotz meiner schlanken Hüften :-)).
Eine Woche später, ich war schon fast in Großbritannien, kam ich doch noch dazu, meinen neuen Liebling zusammen mit Jens auf dem Tegeler See probezupaddeln. Der S-Bahn-Transport lief ohne Probleme ab, auch der Zusammenbau war schnell erledigt (und ich genoß das Staunen von Jens :-)). Beim Einsetzen ins Wasser merkte ich schon, dass das Unterschiff wirklich nicht mehr wasserdicht war. Für eine 10minütige Tour reichte es aber noch. Der Möll lief fantastisch geradeaus, ließ sich auf der Kante allerdings auch gut drehen und steuern und war unglaublich schnell zu beschleunigen, hielt anschließend die Geschwindigkeit leicht. Bei ein paar Rollversuchen mit Hilfe von Jens' Bugspitze hatte ich ein zu ängstliches Gefühl: zunächst rutschte ich zu sehr aus dem Sitz heraus (hatte ich schon die schmalen Hüften erwähnt?), außerdem schloß die Spritzdecke sehr fest und besaß natürlich auch keinen Griffschlaufe (Sicherheitsstandards aus den 60ern, ts ts ts). Wäre im Falle eines wet exits ziemlich schwer geworden, da herauszukommen. Einmal
Wasser ausleeren, dann "durfte" Jens auch paddeln, er war *natürlich*
ebenso begeistert wie ich. Jetzt, da ich den Möll auch in Bewegung sehen
durfte, war ich noch mehr begeistert. Er sah unglaublich ästhetisch aus,
wie er so im Halbdunkel über das Wasser glitt, Bug und Heck nicht zu sehr
hochgezogen, schlank und schnell. Am nächsten Abend, auf meiner Abschiedsparty, wurde der aufgebaute Möll nochmals bewundert, dann mußte er abgebaut werden. Im Winter wartete er sehnsüchtig in einem Berliner Keller auf einen geschickten Schneider, der für ihn eine neue, dem Original möglichst ähnliche Haut näht.
Endlich! Die neue Haut! Im Sommer hatte ich das Boot zu Markus Heise geschickt, der mir eine neue Haut versprochen hatte. Die Materialien (graues Hypalon, blaue Baumwolle) und Details (Art der Naht zwischen Deck und Haut, D-Ringe wo und in welchem Abstand, kleine Änderungen am Gerüst etc.) beredeten wir am Telefon. Die Vorfreude steigerte sich immer mehr. Endlich: die ersten Bilder von der Haut:
Zwei Tage später schickte mir Markus Bilder vom Deck:
Per Blitzpost kam das Boot dann mitsamt seiner neuen Haut zu mir, damit ich es noch auf dem Darßer Faltboottreffen ausprobieren konnte ...
Kataloge Die originalen Gesa-Kataloge sind eher Informationsblätter. Sie sind sicher Ausdruck dafür, dass die Gesa-Boote in sehr geringen Stückzahlen produziert worden sind (Gerüchte sagen, dass vermutlich etwa 20 Möll's hergestellt worden sind ...). Die Kataloge wurden mir freundlicherweise von Markus Heise kopiert.
Die ersten Fahrten Nasse Tagestour auf dem Darß (bei 3 bis 5 Windstärken und kurzen, steilen Wellen):
Einige Bilder, wie man nicht rollen sollte ...
Müggelspree (bei Berlin) mit Andreas und Rainer:
Noch mehr Bilder gefällig? Bitteschön: zwei Falt-Eskis auf der Schwentine.
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marian@faltboot.de, 28.01.2001 |