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         Darss 
          - einmal drumherum im Spätherbst 
          
  Facts
 
         Allgemeine 
          Tips
 Anreise:
 Bahn & Bus: bis zum Bahnhof Ribnitz-Damgarten West, ab dort 
          per Bus (1x pro Stunde, die Abfahrt ist meist gut auf den Zug abgestimmt) 
          auf den Darss
 Auto: von Rostock aus nach Ribnitz-Damgarten auf der B105, in 
          Altheide zum Darss abbiegen.
 
 Paddeln:
 Sicherheitsmaßnahmen wie auf jeder Salzwassertour. Unsere längste 
          Strecke ohne Ausstiegsmöglichkeit war die Umrundung von Darsser 
          Ort (ca. 10 km), ansonsten kann man fast überall leicht an Land 
          (es sei denn bei ablandigem Wind etc.).
 Die gesamte Boddenlandschaft ist noch relativ jung und dynamisch. An 
          der gesamten Westküste von Fischland und dem Darss wird Land abgetragen, 
          das am Darsser Ort wieder angelegt wird. Es lohnt sich, für den 
          Darss einen Tag Paddelpause einzulegen und die Landschaft des Neudarss 
          an Land zu erschliessen. Hier wird einem klar, mit welchen Methoden 
          das Meer neues Land anlegt und auch wieder abträgt. Sichelförmige 
          Sandbänke sind aktuell am Darsser Ort zu erahnen (über die 
          Karte): diese werden zuerst angelegt, meist ein Strandsee miteingeschlossen, 
          dann siedeln sich zunehmend mehr Arten an. Aus Meer ist Land geworden. 
          Aus früheren Zeiten sind diese Landschaftsformen auf Luftbildern, 
          Karten oder in freier Natur zu besichtigen.
 Eine weitere 
          Besonderheit der Landschaft ab Darsser Ort ostwärts sind die Windwatts. 
          Es gibt dort an der Küste durch ständige Neuaufspülung 
          von Sand oft großräumige, sehr flache Wasserflächen. 
          Wenn der Wind längere Zeit in bestimmte Richtungen geweht hat, 
          fällt der Meeresspiegel zwar nur unwesentlich. Es reicht aber, 
          um große Gebiete teilweise oder völlig trockenfallen zu lassen. 
          Diese Gebiete sind oftmals Brut- und Rückzugsgebiet für Wasservögel 
          (namentlich der Große Werder). Im Bereich der Bodden sollte man sich genau an die Angaben der Seekarte 
          halten oder gleich die Fahrrinnen benutzen, hier ist mit Wassertiefen 
          zwischen 10cm und 1m zu rechnen. Außerdem gibt es meist ausgedehnte 
          Schilfflächen am Ufer, so daß man nicht überall anlanden 
          kann (und sollte - Schilf ist auch im Herbst Lebensraum für viele 
          Wasservögel, die hier überwintern). Der Darss gehört 
          teilweise zum Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft, entsprechende 
          Landungs- und Befahrungsverbote existieren (siehe Landkarten).
 Im Herbst / Winter hat man nur eine kurze Tageslichtzeit 
          fürs Paddeln. Spätestens um 3 Uhr fängt es an zu dämmern, 
          je nach Bewölkung kann es schon um 4 fast dunkel sein. Man sollte 
          also entsprechend früh aufstehen (vielleicht sogar noch im Dunkeln), 
          um mehr Zeit für seine Tagesstrecke zur Verfügung zu haben. 
          Gleichzeitig sollte man sich entweder auf Nachtfahrten einstellen (Stirnlampe 
          o.ä. griffbereit) oder akzeptieren, dass man weniger Strecke als 
          im Sommer machen kann.
  © tangram Documents GmbH 2000
   Ausrüstung: 
          Wir haben wegen der kalten Luft- und Wassertemperaturen (offiziell hatte 
          das Wasser 7°C, fühlte sich aber kälter an) im Boot Trockenanzüge 
          getragen, außerdem Neosocken und -schuhe, Paddelpfötchen, 
          Südwester bzw. normale Woll- und Fleecemütze.
 Die Neosocken und Schuhe haben sich unseres Erachtens nicht bewährt: 
          beim Starten und Landen, aber auch beim Überwinden von flachen 
          Stellen muß man ins Wasser. Die Schuhe und Socken bleiben auch 
          über Nacht naß, so dass man eigentlich ständig mit nassen 
          und manchmal kalten Füßen im Boot sitzt. Eine Blasengeschichte 
          ist da fast unvermeidlich. Ich denke darüber nach, mir an meinem 
          Trockenanzug Füßlinge aus Latex (so volumig, dass auch ein 
          oder mehrere Paar Socken drunterpassen) befestigen zu lassen. Von Gummistiefeln 
          o.ä halte ich persönlich beim Paddeln weniger.
 
 In jedem Boot befand sich eine elektrische Lenzpumpe, in meinem 
          Boot zusätzlich eine Seesocke. Ich hatte außerdem 
          einen Treibanker auf meinem Vordeck befestigt, wir haben ihn aber leider 
          nie bei entsprechenden Windbedingungen ausprobiert. Die Boote waren 
          mit selbstgebauten und brandungsdichten (!) Spritzdecken versehen, außerdem 
          gab es an beiden Booten eine Sicherheitsleine, Ersatzpaddel auf Deck 
          etc.
 Zur Sicherheit führten wir einen Bootswagen mit, der sich bei dem 
          Umsetzen von der Ostsee in den Prerower Strom gut bewährte.
 Neben der Paddelkleidung hatten wir der Jahreszeit angepaßte 
          Lagerkleidung dabei, so dass wir jeden Abend bald in trockene und 
          warme Klamotten schlüpfen konnten. Trotz oder gerade wegen der 
          Nähe zum Wasser kann es nachts empfindlich kalt werden, es gibt 
          an der Küste die eher unangenehme feuchte Kälte. Wir hatten 
          einen Kunstfaser- (Mountain Equipment Skywalker I - etwas zu kalt) und 
          einen Daunenschlafsack (Yeti ..., immer schön warm) dabei. Die 
          Schlafsäcke nahmen jede Nacht viel Feuchtigkeit auf und 
          konnten auch morgens und abends nicht vernünftig abtrocknen. Ein 
          Daunenschlafsack wird da nach mehreren Nächten evtl. an seine Grenzen 
          kommen. Unter den Schlafsäcken lagen etwas dickere selbstaufblasende 
          Isomatten.
 Als Zelt hatten wir ein Tunnelzelt mit erweiterter Apsis dabei. 
          Gerade bei Regen ist so eine große Apsis Gold wert, wir haben 
          allerdings immer draußen gekocht und gegessen.
 Ein Benzinkocher ist kältetauglich, wir haben in drei Tagen 
          ca. 1l verbraucht (für Tee, Kaffee, Essen, Klamotten trocknen etc.). 
          Aber auch ein Trangia-Kocher wird bei Minus-Temperaturen noch gut funktionieren 
          (ich habe mit meinem schon bei -20°C gekocht).
 Karsten hatte ein GPS dabei, gut für das Verfolgen der zurückgelegten 
          Kilometer, der Abdrift durch Strömung und Wind, der aktuellen Paddelgeschwindigkeit 
          etc. Mir leistete ein Suunto Orca Bootskompass gute Dienste.
 Essen:Viel heißer Tee war an Bord, außerdem leicht Energie gebende 
          Müsliriegel und Brote. Bei solchen Temperaturen verlierst der Körper 
          viel Energie für Fortbewegung und Körperwärme, man sollte 
          also regelmäßigst essen und trinken (haben wir auch öfter 
          vergessen). Wie auf jeder Herbst / Wintertour steigt der Bedarf des 
          Körpers an Fett in der Nahrung. V.a. abends sollte fettreich gegessen 
          werden, um nachts ordentlich heizen zu können. Natürlich in 
          Verbindung mit den nötigen Kohlenhydraten, sonst kann das Fett 
          nicht verwertet werden. Morgens kann der Fettanteil dann ruhig geringer 
          sein, Kohlenhydrate sollten dann in Massen zugeführt werden.
 
    Informationen:  
         Ansprechpartner: 
          Marian Gunkel 
          Deutsche 
            Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS):0421/537070 - 
            zuständig für alle Seenotfälle. In der Seenotleitung Bremen, 0421/536870, 
            werden alle Seenotmeldungen und die entsprechenden Rettungsaktionen 
            koordiniert. Direkt geschaltete Notrufnummer vom Handy aus: 124124 (ohne Vorwahl).
Wasserschutzpolizei 
            Mecklenburg-Vorpommern: 
            0381/12360    Karten 
          / Literatur:
 
         
          Fischland-Darss-Zingst 
            1:75 000 (ISBN 3-928397-05-2): zeigt gute Land-Details und als 
            einzige der normalen topographischen Karten Wassertiefen (leider in 
            zu großen Intervallen, "unter 2m" ist die geringste 
            angezeigte Wassertiefe). Seezeichen sind leider überhaupt nicht 
            abgebildet, aber v.a. für die Umrundung von Darsser Ort sehr 
            wichtig.  
          Ostsee 
            - Darss-Zingst 1:60 000 (Stadt & Land Verlag): keine Wassertiefen, 
            aber z.T. mehr Landdetails als Fischland-Darss-Zingst 
           Wasserwanderatlas 
            Mecklenburgische Gewässer und Boddengewässer 
            (Kompass-Karten GmbH 2000, ISBN 3-85491-608-6): zeigt die Boddenregion 
            leider nur im Maßstab 1:200 000 und schneidet große Teile 
            des Darss ab (die Kartenschnitte wurden fast unverändert aus 
            dem DDR-Wasserwanderatlas entnommen - grenznahe Regionen wurden damals 
            gar nicht oder absichtlich verfälscht dargestellt). Dafür 
            werden zumindest auf der Boddenseite die Seezeichen abgebildet. 
            
          Land- 
          und Seekarte Zingst-Darss-Fischland 1:75 000
          (Delius Klasing Verlag): eigentlich das beste aus allen Welten. Vorwiegend 
          Wasser-Informationen (sehr gut differenzierte Wassertiefen, Seezeichen 
          etc.), aber auch ausreichende Landinfos (sollte trotzdem durch eine 
          topographische Karte ergänzt werden). Ringgebunden, kleines Kartenmaß 
          (unter A4). 
         Der Delius-Klasing-Verlag bringt auch grossformatige
 Sportbootkartensätze 
          von den betreffenden Gebieten heraus. Ein solcher Kartensatz deckt die 
          Hälfte der mecklenburgischen Küste ab und kostet knapp unter 
          100 DM. Neue Kartensätze kommen jedes Jahr im März/April in 
          den Handel. Für den Darss, v.a. aber Fischland empfiehlt sich Delius Klasing-Sportbootkarten, Satz.2, Vorpommern, Bornholm.  Kreiskarte 
          1:100 000 (Landesvermessungsamt Mecklenburg-Vorpommern) bzw. auch 
          die 1:50 000er topographischen Karten des Landesvermessungsamtes: sie 
          zeigen detailliert alle wichtigen Landinformationen, daneben auch detailliert 
          Wassertiefen und Schutzgebietsgrenzen. Karsten empfiehlt, sich die gesamten 
          MecPom-Karten auf CD-ROM zu besorgen (unter 100 DM) und dann den entsprechenden 
          Tourenbereich auszudrucken. So kann gleichzeitig vorher und hinterher 
          mit dem GPS operiert werden (waypoints eintragen/nachtragen etc.). 
           
 
          "Untiefen 
            aus der Luft": Von Warnemünde bis Hiddensee (Hoffmann, 
            B. & Steffen, R., Pietsch-Verlag 1998, ISBN 3-613-50306-9): Kurzbeschreibungen 
            der Küstenabschnitte mit ausgiebigen Luftaufnahmen der (stark 
            veränderlichen) Küstenabschnitte und Boddengewässer, 
            dazu Ausschnitte aus Seekarten des BSH.  
          Fischland, 
            Darß und Zingst aus der Luft (1996 Nicolai-Verlag, ISBN 
            3-87584-590-0): eher für eine Einstimmung auf das Paddelgebiet 
            geeignet, mehrheitlich Luftaufnahmen von Städten, Häusern. 
            Aufschlußreicher Einführungstext zu Geographie, Entstehungsgeschichte, 
            Besiedelungsgeschichte der Region. 
          Fischland, 
            Darss und Zingst - ein Reiseführer (1998 Grünes 
            Herz, ISBN 3-929993-57-0): normaler Reiseführer zur Region "für 
            Wanderer, Wassersportler, Rad- und Autofahrer" 
          BLV 
            Naturführer Nordsee und Ostsee (BLV 1999, ISBN 3-405-15328-X): 
            leider nur einige Seiten zum Darss, v.a. sind Wanderungen beschrieben. 
            Hauptaugenmerk liegt auf den einzelnen Spezien, die man vor Ort finden 
            kann. 
          Nationalpark 
            Vorpommersche Boddenlandschaft 
            (1994 Hinstorff Verlag, ISBN 3-356-00567-7): Bildband zum gesamten 
            Nationalpark, ausführlicher Vortext zu den einzelnen Landschaften, 
            deren Entstehung und Veränderung sowie dem Anliegen des Nationalparks. 
            Sehr gelungene Naturaufnahmen der Landschaft zu allen Jahreszeiten. 
          Meereskunde 
            der Ostsee (1995 Springer Verlag, ISBN 3-540-59351-9): wissenschaftlicher 
            Band zur gesamten Ostsee. V.a. wichtig und interessant die Kapitel 
            zur Geologie und Geographie (Küstenformen etc.), Meteorologie 
            und Ozeanographie. Ausgezeichnet für Hintergrundinfos!  
           Die 
          Tour
  Teilnehmer: 
          Karsten Friedrich, Marian GunkelBoote: 2 E65 (beide mehr 45 Jahre alt)
 Route: Ahrenshoop - Darsser Ort - Prerow - Wieck - Althagen (ca. 
          56 km)
 Wetter 
          auf unserer Tour:
 Sonntag: 4-7 Grad, sonnig bis bewölkt; SO bis SW 3
 Montag: 2-7 Grad, bewölkt, etwas Regen; SW 3-4
 Dienstag: 4-6 Grad, sonnig bis bewölkt; S 4-5
  Vorgeschichte: 
        In einem Bericht zu einer Hiddenseeumrundung 
        hatte ich leichtsinnig den Vorschlag einer Winterumrundung Rügens erwähnt. 
        Karsten fragte per email im Herbst 99 nach, ob die Wintertour noch aktuell 
        sei. In diesem Winter war ich aber für ein halbes Jahr in Großbritannien. 
        Im Sommer 2000 trafen wir uns dann endlich persönlich in Berlin und paddelten 
        im September das erste Mal auf einem Faltboottreffen am Darss zusammen. 
        Karsten kam da gerade von einer Rügenumrundung zurück mit der Erfahrung, 
        dass eine Umrundung im Winter nicht einfach werden sollte. So entschieden 
        wir uns für eine mehrtägige Probetour im Spätherbst. Zunächst wollten wir nach Hiddensee, dann gefiel uns aber aus logistischen 
        und Neuheitsgründen die versammelte Fischland-Darss-Zingst-Halbinsel. 
        Und Ende November war es dann soweit!
   Die ganze 
        Woche vorher habe ich den Wetterbericht gecheckt, Segelbücher und Luftaufnahmen 
        sowie Karten vom Darss studiert. Außerdem haben Karsten und ich frühzeitig 
        eine gemeinsame Ausrüstungsliste aufgestellt. Endlich los: Wir kommen gegen 21 Uhr in Ahrenshoop an, zelten auf einem 
        Parkplatz nördlich von Ahrenshoop. Noch ein kurzer Spaziergang zum Strand, 
        sehr wenig Wellen. Nach einem kleinen Abendbrot gehen wir schlafen. Mir 
        ist die ganze Nacht lang sch...kalt (ich war während der ganzen Tour 
        mächtig erkältet), außerdem kurven öfter Autos auf unseren Parkplatz, 
        ziehen dann aber wieder ab.
  Nach einer 
        kurzen Nacht stehen wir gegen 7.30 Uhr auf. Ein ausführliches Frühstück 
        mit Linsensuppe und Brot, dann fährt Karsten erst mal Benzin und Tee kaufen, 
        ich baue das Zelt ab. Parkplatz- und Aufbauplatzsuche in Ahrenshoop, wir 
        dürfen auf einem Hotelparkplatz bleiben. Das Aufbauen dauert etwas länger: 
        gegen 12 Uhr kommen wir endlich los. Die obligatorischen Bemerkungen der 
        Strandgänger ignorieren wir so gut es geht, einige beruhigen wir zusätzlich. 
        Das Wetter sieht gut aus, morgens hatte es noch Frühnebel gegeben, bald 
        kommt die Sonne raus und spätestens beim Bootaufbauen wird uns beiden 
        gut warm.   Es 
        herrscht kaum Wind, die Wellen kommen aus Süden. Zunächst fahren wir nur 
        langsam an der Küste entlang, die bald wilder wird: die Buhnen verschwinden, 
        es tauchen mehr und mehr Windflüchter und angespülte Holzhaufen auf, später 
        liegen auch ganze Bäume am Strand. Bis zum Leuchtturm Darsser Ort ist 
        die Küste Abtragungsküste, spätestens seit der Einrichtung des Nationalparks 
        "Vorpommersche Boddenlandschaft" darf das Meer hier ungestört Baumeister 
        spielen. Wir fahren an abgebrochenen Uferzonen und abgestorbenen Bäumen 
        vorbei.Dann 
        kommt der Leuchtturm Darsser Ort in Sicht.
 Zuerst sehen 
        wir nur ein altes, mächtiges Seezeichen und ein direkt am Ufer stehendes 
        Gebäude, später kommt auch der rustikal aussehende Leuchtturm sowie ein 
        neumodischer riesiger Mastbaum in Sicht.  Ab ca. Höhe 
        Leuchtturm halten wir direkt auf die Tonne "Darsser Ort West" 
        zu, die anfänglich wegen des Dunstes kaum zu sehen ist. Bald haben wir 
        jedoch den winzigen Strich am Horizont ausgemacht, eine Kompasspeilung 
        hilft, sie nicht wieder aus den Augen zu verlieren. Schnell entfernen 
        wir uns von der Küste, der Wellengang nimmt spürbar zu, bleibt aber friedlich. 
        Ein Schiff der Küstenwache kommt näher, dreht aber wieder ab und hinterlässt 
        nur ein paar Kabbelwellen.   
 Dann ist 
        auch schon Tonne West erreicht: schnell ein paar Bilder geschossen, dann 
        suchen wir nach der Osttonne.  Ein großes 
        Sand- und Seegebiet nördlich und nordöstlich von Darsser Ort ist NP-Kernzone: 
        Zutritt nicht gestattet. Auch Ignoranten würden das Eindringen in 
        diese Kernzone schnell bereuen. Ein Großteil des Gebiets ist entweder 
        Windwatt (fällt bei entsprechender Windrichtung und -dauer trocken) oder 
        so flach, dass man nicht vernünftig paddeln, geschweige denn segeln oder 
        motorbooten kann. Indem man einen großen Bogen unter Zuhilfenahme der 
        Seezeichen fährt, bleibt man sicher außerhalb des Bereichs der Kernzone 
        sowie der Untiefen. Allerdings sollte man für diese Fahrt Wind, Strömung 
        und Wellen im Auge behalten, außerdem die eigene Kondition. Immerhin ist 
        es eine Strecke von 10,5 km ohne Anlandemöglichkeit auf einer Route, deren 
        Kurs um 270° wechselt.   Kartenausschnitt 
        aus der BSH-Seekarte
    Der 
        Weg zur Osttonne wird lang. Von Süden her zieht eine Regenfront auf, die 
        sich aber später auflöst. Nur eine kurze Pause an der Tonne, da die Sonne kurz vor dem Untergehen 
        ist und uns die Strömung schnell nach Norden aufs offene Meer versetzt 
        (da hilft auch mein Treibanker nichts, wir haben ja wenig Wind). Wir entscheiden 
        uns auf den Nothafen Darsser Ort zuzuhalten, da wir so frei von den Untiefen 
        paddeln würden. Die Wellen und die Strömung versetzen uns jedoch gut nach 
        NW, so dass wir kräftig nach SE korrigieren. Mittlerweile geht fast direkt 
        voraus die Sonne unterhalb einer Wolkenschicht als dicker roter Ball unter. 
        Sonst sicher sehr schön, finden wir den Anblick eher besorgniserregend, 
        wir sind ja noch mehr als zwei Kilometer vom dunstigen Land entfernt. 
        Wir passieren mehrere Fischernetze, gekennzeichnet durch rote Fahnen (leider 
        schon zu schwaches Licht). Dann passieren wir die Ansteuerungstonne Darsser 
        Ort Nothafen und halten uns ein ganzes Stückchen östlich davon, um anzulanden 
        und einen Platz zum Übernachten zu suchen.
 Im Halbdunkel 
        landen wir an einem breiten Stück Windwatt an, es sind noch ca. 200 m 
        durch Sand, Schlamm und Pfützen bis zum eigentlichen Strand. Dahinter 
        schlagen wir das Zelt auf und schleppen zuerst die schwersten Packsäcke, 
        dann die Boote zum Zelt. Erstmal einen heißen Tee aus der Thermoskanne, 
        dann vom innen eklig nassen und dann auch kalten Trockenanzug in trockene, 
        warme Klamotten schlüpfen. Um uns wieder richtig aufzuwärmen, joggen wir 
        erst ein Stück, dann gibt es Abendbrot (erst eine Gemüsebrühe, dann Pasta 
        mit Tomaten-Knoblauchsauce, zum Schluss Kaffee).  Kurzer Anruf 
        bei Meggie, dass alles okay ist, dann verziehen wir uns zum Lesen und 
        Karte anschauen ins Zelt und in die warmen Schlafsäcke (während des Draußensitzens 
        ist mir ganz schön kalt geworden, trotz mehrfacher Schichten übereinander). 
         Beim Kartenstudieren 
        überlegen wir uns mehrere Alternativen. Wegen unseres frühen Abfahrtermins 
        übermorgen entschließen wir uns dagegen, wieder auf derselben Route bis 
        Ahrenshoop zu paddeln oder bis zum Ende von Zingst. Stattdessen werden 
        wir bis Prerow fahren, dort in den Prerower Strom umtragen und auf der 
        Boddenseite bis kurz vor Ahrenshoop paddeln. Karsten legt sich um 9 schlafen, 
        Marian um kurz nach 10. Morgen wird es nochmal lang werden (ca. 25 km, 
        im Vergleich zu den heutigen 23).  Nach einer 
        gut durchschlafenen Nacht (uns war beiden angenehm warm) frühstücken wir 
        ausgiebig. Der Himmel sieht grau aus (und wird im Laufe des Tages noch 
        viel grauer), aber es sind warme 6°, der Wind ist ablandig und es regnet 
        nicht. Leider dauert das Packen, Boote übers Windwatt an's Wasser tragen 
        und umziehen länger als gedacht, so dass wir erst gegen 11 Uhr auf dem 
        Wasser sind.  Karsten 
        packt schon jetzt den Bootswagen auf Deck, so dass wir später beim Umtragen 
        schneller sind. Trotzdem sehen wir uns zunächst den Nothafen Darsser Ort 
        an. Es liegen 
        nur einige Fischerboote sowie ein SAR-Kreuzer von der DGzRS vor Anker, 
        der Mensch an Bord des Kreuzers grüßt freundlich auf unser Nicken hin. 
        Alles hat einen merkwürdigen DDR-Charme - die rostigen Spundwände, die 
        Boote, die Anlagen und Baracken.   Zwischenbemerkung: 
        Die NVA hatte in den 60er Jahren wider damals geltene Naturschutzgesetze 
        einen Hafen ins Naturschutzgebiet gebaut, seitdem muß die Fahrrinne 
        wieder und wieder ausgebaggert werden. Dieser Hafen ist mitten in einem 
        hochdynamischen Küstengebiet und verursacht jedes Jahr hohe Unterhaltungskosten, 
        ganz zu schweigen von dem Eingriff in die Kernzone des Nationalparks. 
        Der WWF, seit 1994 Betreiber des Nothafens, setzt sich für die baldige 
        Schließung und den Rückbau des Hafens ein. Ein Alternativhafen 
        vor Prerow ist in Planung, aber laut einem Bericht des WWF vom November 
        2000 noch nicht genehmigt. Ein Hafen in diesem Gebiet ist für uns 
        Paddler v.a. sekundär wichtig: als Liegeplatz für einen strategisch 
        günstig plazierten SAR-Kreuzer. Ich habe also, im Gegensatz zu vielen 
        Seglern, überhaupt nichts gegen die Schließung des Nothafens 
        (sobald ein neuer Hafen bezugsfertig ist). Ein Schandfleck wird allerdings 
        auch nach dem Rückbau des Nothafens bleiben: der Campingplatz "Regenbogencamp", 
        mit Wohnwagen mitten in den Dünen, tausenden Besuchern im Sommer 
        so nahe an der Kernzone. So ein Riesencampingplatz ist auch für Paddler 
        nicht gerade einladend.   Wir 
        machen uns auf den Weg nach Prerow. Der Wind schiebt aus südwestlicher 
        Richtung, die Wellen nehmen so dicht unter Land nur wenig zu. Trotzdem 
        können wir öfter ein wenig surfen. Dann ist 
        auch schon die Seebrücke Prerow da, wir halten Ausschau nach dem richtigen 
        Anlandepunkt. Eine hohe Düne weist uns den Weg und wir landen wirklich 
        punktgenau am Übergang zum Prerower Strom (etwas östlich vom höchsten 
        Dünenpunkt). Leider sind auch hier die Wellen nicht besonders hoch, 
        so dass die Landung nur ein wenig Spaß bringt. Hinter dem Dünenübergang 
        ist eine zweispurige Straße, dahinter ist auch gleich der Prerower Strom, 
        der uns in den Bodden bringen wird.   Prerower Strom 
        - Blick nach Süden
 
 Bis zum 17. 
        Jh. hatte der Bodden über den Prerower Strom noch Verbindung zum Meer, 
        dann verlandete dieser Zugang. Anhand der Topographie kann man heute noch 
        vermuten, wo der Strom ins Meer mündete. Direkt am Strom entlang führt 
        ein Weg, ca. 150 m in Richtung Prerow findet sich auch ein geeigneter 
        Einsetzplatz. Nacheinander holen wir die Boote, essen noch eine Kleinigkeit 
        und dann geht's weiter, auf dem Strom.  Der plötzliche 
        Wechsel vom Meer zum Binnengewässer ist ernüchternd. Draußen konnte man 
        sich glauben machen, an einem etwas kühleren Sommer- oder Frühherbsttag 
        zu paddeln. Hier im Binnenland erinnert der Himmel, die grauen und braunen 
        Farbtöne der Bäume und des Schilfs ständig daran, dass wir im Spätherbst 
        sind und der warme Frühling noch sooo lange weg ist. Etwas melancholisch gestimmt paddeln wir auf dem kräftig mäandernden Strom. 
        Noch sind wir vor dem südlichen/südwestlichen Wind geschützt, doch nach 
        einer 120° Kurve knüppeln wir gegen den Wind.
 Dann geht's 
        hinaus auf den Bodden. Es ist immer grauer geworden, bald fängt es immer 
        wieder an zu nieseln. Wir paddeln langsam in Richtung Wieck, weil wir 
        noch Wasser bunkern müssen und setzen immer mal wieder auf dem flachen 
        Boddenboden auf. Hier muss man sich wirklich gut an die Karteninformationen halten oder 
        den Schifffahrtsrinnen folgen. Einige Kilometer gegen den 4er Wind gepaddelt, 
        dann laufen wir in Wieck ein. Auch hier scheint der Wasserstand niedriger 
        geworden zu sein: als Karsten im Sommer von hier aus zur Rügenumrundung 
        startete, kam er noch direkt bis zum eigentlichen Strand; jetzt lassen 
        wir die Boote 10 m vor dem Ufer auflaufen. Wasser geholt, dann geht's 
        weiter. Die Zeit 
        ist weit fortgeschritten, es ist jetzt, gegen 15.30, schon dämmerig. Wir 
        werden also ganz sicher nicht mehr bis Ahrenshoop kommen. Auf den Campingplatz 
        in Bliesenrade (der jetzt sicher schon geschlossen hat) haben wir beide 
        keine Lust. So suchen wir uns in der Bucht nördlich von Bliesenrade einen 
        Platz und finden im letzten Licht auch einen guten Anlandeplatz mit Zeltmöglichkeit 
        gleich dahinter.  Das Zelt 
        ist fix aufgebaut. Wie immer ist es jetzt besonders eklig, aus dem nassen 
        und dann auch bald klammen Trockenanzug und dem darunter getragenen nassen 
        Fleece sowie den nasskalten Neosocken und -schuhen hinauszukommen. Halbnackt 
        hüpfen wir auf dem kalten Waldboden herum und bemühen uns, möglichst schnell 
        in die trockenen Lagerklamotten zu kommen und uns aufzuwärmen. Zur Unterstützung 
        gibt es dann schnell etwas zu essen (Linsen), dann zaubert Karsten gleich 
        darauf Thüringer Rostbratwürste mit Senf und Brot. Dazu gibt es an diesem 
        Abend 2 Liter Glühwein: das reicht zum Aufwärmen!  Wir verziehen 
        uns nach dem Abendessen bald ins Zelt und in die Schlafsäcke. Leider macht 
        dann auch die Gaskartusche der Gaslampe schlapp. Wir hatten sie an den Abenden zuvor wegen ihrer schwachen Leistung immer 
        wieder einmal in heißes Wasser getaucht, worauf sie gleich doppelt so 
        hell brennen konnte - für einige Minuten. Für Gas ist es jetzt schon fast 
        zu kalt. Gut, dann lesen wir halt nur mit den Stirnlampen. Um 9 Uhr mache 
        auch ich das Licht aus, es war ein langer Tag und wir wollen morgen früh 
        raus.
 Um 6.30 Uhr 
        klingelt der Wecker, draußen ist es noch dunkel. Karsten hat wie immer 
        ausgezeichnet geschlafen, mir war dagegen zu Anfang viel zu warm, gegen 
        Morgen dann wieder viel zu kalt. Erkältungen machen beim Zelten keinen 
        Spaß. Bald teilt mir Karsten auch den Grund meines Frierens mit: das Gras 
        ist gefroren, ebenso die Bootsoberflächen. Später taut es dann aber wieder. 
        Noch einmal ein reichhaltiges Frühstück (Gulasch mit Käsebrot), dann packen 
        wir und zwängen uns ächzend in die noch feuchten, kalten Klamotten (sie 
        zuvor mit dem Kocher aufzuwärmen und zu trocknen, hatte nicht viel Erfolg 
        gebracht). Die Neoschuhe sind so kalt, dass wir uns Tee in die Schuhe 
        gießen, um die Füße aufzuwärmen ....   Um 
        9.00 Uhr sind wir trotzdem auf dem Wasser.
        Im 
        Gegensatz zu gestern ist es heiter bis sonnig, auch der Wind kommt zunächst 
        mit maximal 2 Stärken aus Süden. Mit einer kurzen Unterbrechung (am Nadelhaken 
        mussten wir die Boote wieder kurz über den flachen Boden treideln) paddeln 
        wir an Born vorbei, treideln uns wieder zwischen den Borner Bülten hindurch 
        und sind auf dem Saaler Bodden. Weit streckt sich das Wasser, v.a. im 
        Südwesten sieht man kaum noch Fischland. Der Wind hat zugenommen und kommt 
        von der Seite, mit 3-4 Windstärken. Die Wellen brechen manchmal und sind 
        recht kurz, doch nie bedrohlich.
   Schnell kommt 
        Ahrenshoop näher (Karsten misst den ganzen Tag 6-8 km/h mit dem GPS), 
        wir versuchen immer wieder, die großen Wellen herauszupicken, um zu surfen. 
        Einige Male gelingt es, mit den beladenen Booten auf der Vorderseite einer 
        Welle zu reiten, jedesmal bringt es einen Superspaß und eine abartig schnelle 
        Beschleunigung.   
  
 
    Dann 
        laufen wir mit den Wellen im Hafen von Althagen ein, Ahrenshoop befindet 
        sich gleich daneben. Hier scheint schon lange keine Saison mehr zu sein: 
        außer uns ist nur noch ein Fahrgastschiff und zwei Boddensegler im Hafen.
 Wir sind 
        spät dran, Karsten muß heute noch bis ins Erzgebirge zurück. Also bauen 
        wir schnell die Boote auseinander, Karsten geht das Auto holen und um 
        13.30 Uhr sind wir leider, leider schon auf dem Weg zurück nach Rostock. 
         Es dauert 
        zwar noch einige Tage, bis alles wieder getrocknet ist, aber wir würden 
        beide gern so schnell wie möglich wieder paddeln gehen ... . 
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